Vor dem Sud lohnt sich natürlich ein Blick in die Literatur, beispielsweise in Der Zu allerley guten Geträncken treuhertzig-anweisende wohlerfahrne und Curiose Keller-Meister von 1710. Dieser sagt zum Schlehen-Bier:
Hat eben diese Wuerckung / allein daß es auch ein Kuehltrunck mit ist / und kan in der Hitze des Sommers wohl gebrauchet werden / allein nicht zu viel / etwan einen Trunck nach der Mittag-Mahlzeit.
Soso, soll also nur in kleinen Mengen genossen werden. Dann teilen wir den Sud doch einfach und vergären den einen Teil mit Schlehen, den anderen mit Cranberries. Apropos Sud: Um den Früchten genug Raum zu lassen, sollte dieser sehr einfach werden: Ein dezent gehopftes, helles Obergäriges aus Pilsener Malz und jeweils einem kleinen Teil Weizenmalz und Haferflocken. Gebraut wurde es nach folgendem Rezept:
Rezept
Schüttung |
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Maischen |
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Kochen |
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Gärung |
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Knapp eine Woche später war der größte Teil der Hauptgärung durch. So haben wir haben die zermatschten Früchte auf weitere Gäreimer verteilt und das Bier darauf geschlaucht: 7 l Bier auf 1 kg Schlehen, 6 l auf 800 g Cranberries und die restlichen 5 l als Vergleich pur. Drei Wochen später, beim Abfüllen für die Flaschengärung, haben beide Biere eine intensive rote Farbe angenommen (bei den Schlehen geht sie etwas ins Violett-Bräunliche). Das Cranberry-Bier riecht intensiv nach Kirsche und Mandeln, das mit Schlehen nach Sauerkirsche und recht blumig.
Nachfolgend unser Test der beiden Biere. Sie sind sich natürlicherweise ähnlich, aber haben doch Unterschiede. Gemein ist beiden die beeindruckende Farbe und ein leichtes, säuerliches Gesamterscheinungsbild.
Cranberrie-bier (bauchige Flasche)
Testdatum: 23.03.18
Farbe: Hagebutte mit orangem-lila Stich (#EE6363; rgb(238,99,99))
Nase: fruchtig herb, leichte Sauerkische, „Stärke“ (Sonnenblumenkern, Haferflocken), Hefeton
Geschmack: Säuerlich, leicht erdige Note, viel Kohlensäure, trocken, etwas Stärke, leicht, geringes „Volumen“ (größere Flaschen bitte 😉 ), kurzer, herber Abgang.
Fazit: Interessante, beinahe pauleske Farbe, insgesamt ein säuerliches, erfrischendes Sommerbier, ähnlich einem Gose. Kritisieren könnte man, dass Nase und Geschmack nicht komplett harmonieren, und das etwas Volumen fehlt. Man kann es aber auch -so wie wir – leicht und erfrischend finden: Der Sommer kann kommen!
Schlehenbier (lange Flasche)
Testdatum: 23.03.18
Farbe: lila-rubinartig, fast pink.
Nase: fruchtig, herb, Stärke, säuerlich,
Geschmack: Sauerkirsche, leichte Tannine, Abgang säuerlich, leicht, viel Kohlensäure, saftig, herber Nachhall.
Fazit: Interessante, leuchtende Farbe. Saftig, nicht voluminös, mit Gerbstoffen. Ein erfrischendes, leichtes Bier mit herbem Abgang.
Wie das obige kein einfaches Bier, aber interessant und säuerlich erfrischend, ebenfalls ein trockenes, kohlensäurehaltiges Sommerbier mit nachhallenden Tanninen.